Bischof Thietmar von Merseburg sah in der Regierungszeit Ottos I. ein Goldenes Zeitalter. Dies galt besonders für Merseburg, das als Pfalz durch die Gründung des Bistums 968 einen großen Bedeutungszuwachs erfuhr. Mit Besitz im Altsiedelland westlich der Saale konnte nun der Blick nach Osten in die slawisch besiedelten Gebiete gerichtet werden. Insgesamt vier Aufenthalte Ottos des Großen lassen sich in Merseburg feststellen, wobei vor allem Angelegenheiten verhandelt wurden, die die im Osten benachbarten Volker betrafen.
Dabei tritt die umgebende Landschaft mit fränkischer und slawischer Besiedlung sowie vereinzelten Kirchen mit großen Missionssprengeln immer deutlicher in das Licht der schriftlichen Überlieferung. Der königliche Hof traf in Merseburg auf eine gut ausgebaute Pfalz, die der Merseburger Kirche geschenkt wurde. Die Pfalzstiftskirche St. Johannes der Täufer erwuchs zur Kathedrale und erhielt als zweites Patrozinium das des stadtrömischen Heiligen Laurentius.
Otto I. hatte vor der Schlacht auf dem Lechfeld 955 das Gelübde zur Bistumsgründung in Merseburg gegenüber dem Heiligen abgelegt. Unverkennbar sind damit die römischen Bezüge des neuen Bistumssitzes, die durch weitere Reliquienübertragungen, so vom Heiligen Maximus, noch weiter gestärkt wurden. In der alten Befestigung des Dombergs glaubten die Zeitgenossen eine römische Befestigung zu erkennen.
Auf seiner letzten Reise hielt Otto I. in Merseburg im April/Mai 973 nochmals einen großen Hoftag ab. Am Feiertag Christi Himmelfahrt empfing er eine islamische Gesandtschaft des Kalifen von Cordoba. Dies belegt eindrucksvoll die Bedeutung und Leistungsfähigkeit der Pfalz Merseburg, die bis ins 13. Jahrhundert Bestand haben sollte. Unter Otto dem Großen war Merseburg von einem sächsischen Mittelpunkt zu einer der wichtigsten Pfalzen im Reich erwachsen.
Das siebentürmige Merseburger Dom- und Schloss-Ensemble mit seinen ins frühe 11. Jahrhundert reichenden baulichen Ursprüngen, hoch über der Saale gelegen, bildet einen großartigen architektonischen Schatz. Im 15./16. Jahrhundert entstand der heute noch erhaltene, riesige vierseitige Baukomplex aus Kathedrale und bischöflicher Residenz. Des Weiteren bestimmen Erneuerungsmaßnahmen der Renaissance im Auftrag der sächsischen Administratoren die bauliche Gestalt des Schlosses, die Herzöge zu Sachsen-Merseburg stifteten im 17. Jahrhundert die noch heute den Raumeindruck des Domes bestimmenden Hauptausstattungstücke und nutzten zwei Kapellenräume als Fürstengruft.
Merseburger Kaiserdom
Sonderausstellung „Otto der Große, der Heilige Laurentius und die Gründung des Bistums Merseburg – Spurensuche im Merseburger Kaiserdom“
Anhand ausgewählter Urkunden und Handschriften aus Domstiftsarchiv und -bibliothek Merseburg wird die besondere Beziehung Ottos I. zu Merseburg illustriert. So ist sein Todestag, der 7. Mai 973, in das Merseburger Kalendar eingetragen worden. Urkunden belegen umfangreiche Schenkungen zur Ausstattung des 968 gegründeten Bistums. Wertvolle Handschriften verdeutlichen den besonderen Bezug Merseburgs zu Laurentius und dessen frühe Verehrung in der Bischofsstadt. Mit Heinrich II. verfügte Merseburg über einen zweiten Gründer, der 1004 das Bistum wiedererrichtete. Sein Geburtstag am 6. Mai, in unmittelbarer Nähe zum Todestag Ottos I., war für den Herrscher stets von großer Bedeutung.
Merseburger Dom
Domplatz 7
06217 Merseburg
Tel: 03461–210045
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www.merseburger-dom.de
Sonderausstellung vom 18. Mai bis 5. November 2023
Öffnungszeiten
von April bis Oktober
Mo.–Sa. 09–18 Uhr
So., kirchl. Feiertag 11–18 Uhr
von November bis März
Mo.–Sa. 10–16 Uhr
So., kirchl. Feiertag 12–16 Uhr
Anreise Bahn:
Halt Merseburg + Bus 111, 112 oder Wanderung (800 m)
Ein barrierefreier Besuch des Merseburger Domes und Langhauses sind möglich.
Eintritt (unter Vorbehalt):
Regulär (inkl. Audioguide): 9,50 EUR / ermäßigt: 6,00 EUR
Schüler: 3,00 EUR
Familienkarte (2 Erwachsene und ihre schulpflichtigen Kinder): 23,00 EUR
Mit öffentlicher Domführung:
Erwachsener: 12,50 EUR / ermäßigt: 9,00 EUR
Schüler: 3,00 EUR
Familienkarte (2 Erwachsene und ihre schulpflichtigen Kinder): 29,00 EUR
Kulturhistorisches Museum Schloss Merseburg
Tafelausstellung „Des Kaisers letzte Reise. Otto der Große, Verbinder von Welten und Kulturen“ des Zentrums für Mittelalterausstellungen e. V. im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg, 17. Mai bis 5. November 2023
Kaiser Otto der Große (reg. 936-973) hatte im Herbst des Jahres 972 in Italien seine letzte Reise zurück in seine sächsische Heimat angetreten. Sie führte ihn 973 über Magdeburg (Feier des Palmsonntags), Quedlinburg (Hoftag an Ostern), Walbeck (Rast) und Merseburg (Hoftag an Christi Himmelfahrt) nach Memleben, wo er am 7. Mai verstarb. Ende Mai/Anfang Juni 973 wurde er im Magdeburger Dom beigesetzt. Im Jahr 2023 werden an diesen Orten Höhepunkt und Ende der Herrschaft Ottos des Großen in besonderer Weise gewürdigt. Die Tafelausstellung im Schloss Merseburg thematisiert das ottonische Reisekönigtum, Hoftage und das Gesandtenwesen sowie die interkulturellen Austauschprozesse zwischen Orient und Okzident im 10. Jahrhundert. Otto der Große hatte diese auch persönlich befördert, indem sein gleichnamiger Sohn die byzantinische Prinzessin Theophanu ehelichte. Über Otto selbst berichten seine Chronisten von Kenntnissen der slawischen Sprache und einer Freundschaft zum polnischen Herzog Mieszko I. aus dem Geschlecht der Piasten. Ottos zweite Frau Adelheid, die aus Burgund stammte, brachte sich – hoch gebildet – ihrerseits in die ottonische Politik ein. Im Zusammenhang mit der letzten Reise Ottos des Großen verdichten sich noch einmal viele Facetten transkultureller Begegnungen im heutigen Sachsen-Anhalt, der zentralen Königslandschaft des ostfränkischen Reiches.
Das Kulturhistorische Museum Schloss Merseburg bietet außerdem Ausstellungen zur Schloss-, Stadt- und Regionalgeschichte von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart. Außerdem werden Teile der Sondersammlungen „Glasperlarbeiten des 19./20. Jahrhunderts“ und „Historische Zündgeräte und Feuerzeuge“ dauerhaft gezeigt. Sonderausstellungen zu den Sammlungsschwerpunkten sowie zu Kunst und Kultur runden das Programm ab.